Viecher oder Freiheit ?

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Freiheit?

Viecher?

Viecher oder Freiheit?

Oder gar

Viecher und Freiheit?

Hinter diesen, vielleicht provokanten Worten steckt eine große Problematik.

Als Familienbauernhof mit Feldfruchterzeugung und Kleintierhaltung ist schon das „Ja!“ zum Einstieg in die Haltung von „echten Tieren“, also großen Vierbeinern, ein Schritt weg von der Freiheit ( im Sinne von Gebundenheit an die Arbeit).

Die Pflanzen auf dem Feld durchlaufen ihren Zyklus vom Korn zur reifen Frucht. Wir hegen und pflegen sie so gut als möglich, doch die Natur gibt den Takt an, bestimmt, was uns „blüht“. Wasser, Wetter, das auftreten von Krankheiten oder Schädlingen und dann doch ein wenig das eigene Können im Umgang mit dem vormals ausgesäten beschert uns Erfolge und Mißerfolge bei der Ernte.

Diesem Zyklus ergeben, gibt es arbeitsreiche Wochen und Monate und es gibt die Zeit zum ausruhen.

Entscheidet man sich für die Tierhaltung, bekommt man quasi gratis eine 24/7/365 Arbeitserlaubnis. Eher eine Arbeitsverpflichtung mit (bei der niedrigen Priorität für ordentlich erzeugtes Essen) einem Stundenlohn knapp an der Armutsgrenze.

Denn Lebewesen stellt man nicht ab, wie den Bürorechenkasten, das Betriebsauto oder die Maschine in der Fabrik.

Sie haben das Recht, wenn schon zu unserem Wohl und nicht um ihrerselbst Willen gehalten, die bestmögliche Betreuung und Bewirtung zu erhalten. Jeden Tag!

Was bekommen wir für unseren Aufwand? Als erstes die Schere. Sie schneidet die Freiheit in feine Streifen. Dann kommt der Weber, der die Streifen zu dem Seil knüpft, an dem wir hängen und von dem wir doch eigentlich lieber hätten, es würde zum führen der Tiere benutzt.

Und dann, als ob die Waage wieder ausgeglichen werden will, kommt man in den unglaublichen Genuß und auch die Herausforderung des Umgangs und Kennenlernens der großen Vierbeiner.

Plötzlich werden Pferde zu vertrauten, befreundeten Mitbewohnern die man versteht und die einen selbst verstehen.

Kühe sind nicht mehr die ewig muhenden und dumm aus der Wäsche guckenden Viecher. Man erkennt auf einmal unterschiedliche Charaktere, Verhaltensweisen untereinander, lernt Körpersprache richtig zu deuten, findet heraus, daß das weichste Fell am Kopf und zwischen den Vorderbeinen ist, daß sie ihre (wirklich unglaublich rauhe) Zunge als Sinnesorgan einsetzen und, daß sie eine ungeheure Kraft, Wärme und Ruhe ausstrahlen.

Schreibt es euch auf eure bucketlist, Vertrauen zu einem großen Vierbeiner aufbauen und dann zusehen wie das Tier eure Anwesenheit und eure Zuwendung genießt.

Bucketlist leider voll? Streicht einfach die Fahrt mit dem Mustang.

Ja was nun? Die o.g. Frage steht immernoch im Raum.

Wir hatten uns bewußt für den Beginn der Tierhaltung entschieden. Im Sinne besserer Kreislaufwirtschaft und eines möglicherweise zukunftsträchtigen, weil zum Betrieb und dessen Ressourcen passenden Konzeptes .

Und wir stellen sie uns immer wieder und wollen den Versuch wagen:

Sind Freiheit UND Viecher zugleich für uns erreichbar? Welche Möglichkeiten gibt es, Freiheit zu genießen ohne den Betrieb zu vernachlässigen? Welche Weichen müßen wir stellen, damit wir auch mal FREI sein können?

Was heißt eigentlich Freiheit? Sind wir nicht schon freier als sonst wer, weil wir selbst bestimmen können, wann wir was tun? Ist arbeiten, auch das arbeiten können und dürfen, auch eine Form von Freiheit oder nur ein Werkzeug zur Erlangung selbiger? Ist Geld und Besitztum vielleicht Freiheit?

Oder besitzt dieser Besitz gar einen selbst?

 

28.10.18

Mehr Fragen als Antworten werden hier aufgetan und eine im Grunde rein praktische Frage geht ins philosophische über.

Bleiben wir in der echten Welt.

Unserem Traum von der „kleinen Freiheit“ konnten wir nur sehr aufwändig real werden lassen. Ein Planungszeitfenster von knapp 2 Jahren reicht manch anderem, eine komplette Weltreise zu organisieren, zwischenzeitlich das Geld anzusparen und schon unterwegs zu sein.  17 Tage standen unter dem Strich bei uns im Ergebnis. Und darauf waren wir unglaublich stolz! Für andere eher Microabenteuer, für uns die ganze Welt. So lange am Stück fort sein? Das gab es noch nie. Plötzlich schien es machbar.

Wir nennen es „Unsere eigene kleine, große Freiheit“.

  • Jungtiere einstallen
  • Tiere bis zum ausstallen optimal versorgen
  • Futterproduktion einschränken
  • Tiere verkaufen/ selbst vermarkten
  • Einstallung der nächsten Jungtiere auf das folgende Jahr verschieben
  • das entstandene Zeitfenster für Abenteuer nutzen

 

  • Futterproduktion wieder ausweiten
  • entsprechend des aus dem eigenen Betrieb generierbaren Futters die richtige Menge Jungtiere wieder einstellen

 

 

 

 

 

 

 

 

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